Auktionen 439-441
4. - 7. November 2024
Antike - Mittelalter - Neuzeit - Lots - Papiergeld - Literatur
Der Auktionsreigen begann mit soliden Ergebnissen für die am 4.11. versteigerten antiken Münzen. Bei den griechischen Münzen traf das nun seit einigen Jahren bekannte Muster zu: Stücke von besonderer Qualität erzielten teils unerwartet hohe Preise, wenn ihnen zusätzlich eine interessante Provenienz nachzuweisen ist. Erstaunlicherweise trat dies vorwiegend bei Bronzemünzen ein: So sprang eine recht kommune Bronze von Metapont (Los 89) von 200 € auf 1100 €, und eine hellenistische Münze aus Erythrai schoss von 250 auf 1600 € (Los 315).
Die größten Überraschungen für unsere Experten waren die römischen Münzen, bei denen fast ausschließlich die Qualität eine Rolle spielte. Ein vorzüglicher Portraitdenar des Julius Caesar stieg von 1750 auf 6000 € (Los 396), ein Denar des M. Aurel mit hübschem Bildnis von 150 auf 1400 € (Los 492). Spitzenreiter bei der Preisvervielfachung wurden, wiederum überraschend, einige Antoniniane: So versechzehnfachte eine Münze des Florianus (Los 566) die Schätzung von 200 auf 3200 €, während eine Konsekrationsprägung für Valerianus II. von 150 auf 1800 € sprang (Los 561).
In wenigen Fällen wiederum wurde allein die Seltenheit honoriert. Immerhin stieg ein äußerst rarer, aber bereits etwas verkratzter As der Plautilla von 500 auf 2200 € (Los 525). Bei der Spezialsammlung „de face“ war dies nicht der Fall. Hier wurden allein besondere Qualitäten mit hohen Preisen belohnt (Los 1038 von 250 auf 1600 €, Los 1431 von 125 auf 1100 €). So kommt es, dass hier im Nachverkauf noch einige attraktive Erwerbungen von Raritäten in mittlerer Qualität möglich sind.
Dass die Preise antiker Münzen mit jedem Angebot neu ermittelt werden müssen, zeigte eindrucksvoll die Nr. 369, die noch im Januar 2024 bei einer großen amerikanischen Auktion 500 USD erzielte. Nun aber konnte genau dieses Exemplar erst für 1200 € zugeschlagen werden. Als ein allgemeiner Indikator für das insgesamt hohe Preisniveau auf dem Antikenmarkt mag die Nr. 1259, das Titelstück unseres Kataloges, dienen, welches wir im Jahr 2022 für 8000 € zuschlagen durften und welches nun für 11000 € versteigert wurde.
Der Dienstag begann fulminant mit der Versteigerung ausländischer Münzen, die von Anfang an im Internet aufmerksam beobachtet wurde. Das Topresultat entstand jedoch im Saal als ein Sammler einen chinesischen Dollar aus dem Jahr 1912, auf die Wahl Li Yuan Hungs zum Vizepräsidenten gegen das Internet für 16.500 € erkämpfte (Los 1513). Im gesamten Segment der ausländischen Münzen konnten nur 2 Objekte nicht vermittelt werden und gingen in den Nachverkauf. Das seit Jahren ungebrochen hohe Interesse an den Münzen und Medaillen der Habsburgischen Erblande blieb auch diesmal bestehen, und fast alle Objekte wurden oberhalb ihrer Schätzung verkauft. Dies wieder einmal zumeist an Internetbieter aus dem ostmitteleuropäischen Ausland. Es folgte eine Serie von über 180 deutschen und schweizerischen Brakteaten im unteren Preissegment - die ebenfalls meist über das Internet – warm aufgenommen wurde. Hier zeigte sich interessanterweise eine große Nachfrage aus dem angelsächsischen Ausland. Ein neuer Trend?
Unter den Münzen und Medaillen der altdeutschen Staaten von Aachen bis Zellerfeld sind einzelne Ergebnisse besonders erwähnenswert. Ein höchstseltener, stempelglänzender Reichstaler aus dem Duodezfürstentum Bentheim-Steinfurt erzielte bei einer Taxe von 15.000 € einen Zuschlag von 36.000 €. (Los 1972). Dass weiterhin die Erhaltung die maßgebliche Komponente des Preises darstellt, bewies sich auch bei einem Frankfurter Doppeltaler 1841 mit Stadtansicht, der wegen seiner außerordentlichen Schönheit das für diesen Typ rekordverdächtige Ergebnis von 1900 Euro erzielte (Los 2178). Im kompletten Tagesverlauf zeigte sich eine rege Beteiligung im Saal und im Internet bei nahezu sämtlichen Sammelgebieten.
Der Mittwoch gehörte dann zunächst einer beinahe kompletten Jahrgangssammlung von Goldmünzen des deutschen Kaiserreichs. Hier blieb es überwiegend ruhig und viele Münzen blieben unabhängig vom Jahrgang bei einheitlichen Zuschlägen im Bereich der Taxe. Lediglich die größten Jahrgangsraritäten waren tatsächlich umkämpft. Das in nur 500 Exemplaren existierende 20 Mark-Stück 1881 der Hansestadt Hamburg (J. 210) erzielte stolze 13.000 Euro und das sächsische 20 Mark-Stück von 1877 (J. 262) brachte 30.000 € ein. Im Gesamtergebnis kamen Sammler wie Händler gleichermaßen zum Zuge. Bei den weiteren Münzen nach 1871 aus verschiedenem Besitz verhielt es sich ähnlich. Turbulent wurde es dann wieder bei den wie immer günstig getaxten Lots, die im Vorfeld (ebenfalls wie immer) gewissenhaft besichtigt worden waren.
Der Donnerstag bildete den krönenden Abschluss mit der Versteigerung von gleich zwei bedeutenden Spezialsammlungen, die jeweils einen eigenen Hardcover-Katalog verdient hatten. Vormittags zunächst eine Sammlung mecklenburgischer Münzen und Medaillen, die aufgrund ihrer Qualität in Zukunft durchaus eine wertvolle Provenienz werden kann und nachmittags die numismatisch wie historisch wichtige Sammlung Lückger - Rheinland und Westfalen. Der Saal war von morgens bis abends gut gefüllt und die zahlreichen anwesenden Händlerkollegen sahen sich zum Missvergnügen einer großen Konkurrenz unsichtbarer Gegenbieter im Internet ausgesetzt.
Die qualitätvollen und meist seltenen Taler und Goldmünzen der Sammlung Mecklenburg erbrachten meist oft vier- oder sogar fünfstellige Ergebnisse und auch die Medaillen und viele Kleinmünzen gingen normalerweise deutlich über der Schätzung an ihre Käufer. Im Ganzen übertraf der Gesamtzuschlag die Schätzung um satte 75 %. Die Ergebnisliste zur Sammlung Mecklenburg ist ein Muss für alle interessierten Sammler, da die Zuschlagspreise den Markt auf lange Zeit beeinflussen werden.
Noch hitziger ging es noch bei der direkt anschließenden Slg. Lückger – Rheinland und Westfalen zu. Vor allem die zahlreichen mittelalterlichen Münzen, beginnend mit Merowinger Tremisses, über karolingische Denare bis zu den zahlreichen lokalen Pfennigendes rheinisch-westfälischen Wirtschaftsraums erbrachten spektakuläre Preise. Viele dieser Münzen waren seit etlichen Jahrzehnten nicht mehr oder noch nie auf dem Markt. Falls möglich ergaben sich ungefähre Vergleichspreise aus Zeiten der Goldmarkwährung. In solchen Fällen pflegen Autoren moderner Sammlerliteratur bei der Preisangabe „LP“ zu schreiben - also Liebhaberpreis, den man allein dem Käufer überlässt. Die Schätzungen der Firma Dr. Busso Peus Nachf. sind in solchen Fällen grundsätzlich niedrig angesetzt. Trotzdem waren die Zuschläge in ihrer Höhe allgemein überraschend. Die Münzen suchten sich grundsätzlich den stürmischsten Liebhaber und waren schwer zu erobern. Verzehnfachungen der Schätzungen kamen vor. Aber auch die neuzeitlichen Taler und Goldmünzen wurden warm aufgenommen. Der Gesamtzuschlag verdoppelte die Schätzung. Auch bei der Sammlung Lückger werden also die Zuschläge, nicht die Schätzungen, Referenzen im Preisgefüge werden. Auch hier ist die Ergebnisliste deshalb so wichtig wie der Katalog.
Im Ganzen verlief die Auktion reibungslos und im Zeitrahmen, obwohl das Internet sich bei einzelnen Losen teilweise 30mal zu Wort meldete.
Wir bedanken uns bei allen Käufern und erfolglosen Bietern für diese außerordentlich erfolgreiche Auktion.
Einlieferungen nehmen wir jederzeit gerne entgegen