Page 12 - Busso Peus Blätterkatalog 417
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SLG. LÜCKGER
In den Jahrzehnten seiner intensivsten Sammeltätigkeit, etwa zwischen 1890 und 1944, war die Sammlung einem steten Wandel unterworfen. Der Bestand der bereits vom Großvater angelegten Sammlung erfuhr nicht allein einen ganz beträchtlichen Zu- wachs; es erfolgten vielmehr auch immer wieder Verkäufe. Mit Sammlern aus dem Köln-Bonner-Raum, namentlich mit P. Ka- lenberg und mit Heider (den er „Heyder“ schrieb), hat er offenbar regelmäßig Münzen getauscht; dabei wechselte wohl auch das eine oder andere Exemplar gegen Geld seinen Besitzer. Bemerkenswerterweise sind selbst einige der beispielsweise von Gnecchi 1902 publizierten Rarissima und Unika (von letzteren fanden Dutzende Eingang in Band VII des RIC) der Lückgerschen Samm- lung heute nicht mehr im Bestand vorhanden. Ein Teil davon ist vielleicht gegen andere Stücke eingetauscht worden, wie einige Notizen auf den Unterlegzetteln nahelegen.
Um an besonders interessantes Material zu gelangen, war es aber vor allem nötig, die größeren Münz-Auktionen zu verfolgen. Alles, was an deutschen Auktionshäusern Rang und Namen hatte, ist in den im Katalog genannten Provenienzen vertreten. Viele Münzen stammen etwa aus den Auktionen des Hauses Adolph Hess Nachfolger und der aus diesem hervorgegangenen Firma Dr. Busso Peus, an denen Lückger in den 1940er Jahren offenbar persönlich teilgenommen hat. Auch bei der Firma Adolph E. Cahn ist Lückger wiederholt fündig geworden, was die große Bedeutung Frankfurts für den Münzhandel in dieser Zeit unterstrei- cht. Überhaupt scheint Lückger seit etwa 1918 die besondere Verbindung mit dem Frankfurter Münzhandel gesucht zu haben. Da war es vor allem Leo Hamburger, der den Geschmack Lückgers kannte und ihm zu der einen oder anderen Rarität verhalf. Auch Sally Rosenberg scheint Lückger des Öfteren einen Besuch abgestattet und dort „frisches“ Material erworben zu haben, das in den Verkaufslisten der Zeit nicht verzeichnet ist. In dieser Zeit muss es Hermann-Joseph Lückger auch gelungen sein, seinen Sohn Johann Mathias, genannt Hans (geb. 1897), für die Numismatik zu begeistern. Dieser ergänzte die Familiensammlung nach dem Tod des Vaters in den 1950er Jahren. Ende der 1960er Jahre überließ Dr. Hans Lückger dem Kölnischen Stadtmuseum einen großen Teil der Familiensammlung, darunter Kölner Münzen aus Mittelalter und Neuzeit sowie wichtige antike Stücke mit Bezug zu Köln. Seine Witwe war es dann, die sich in den 1970er Jahren noch einmal intensiver mit dem numismatischen Teil des Fami- lienschatzes auseinandersetzte. Auch sie erwarb einige schöne Stücke, wobei sie sich vor allem von ästhetischen Gesichtspunkten leiten ließ.
Die Fa. Dr. Busso Peus Nachfolger freut sich sehr darüber, dass mit der Dokumentation und Versteigerung der Sammlung Lückger die einst von Hermann-Joseph Lückger etablierte Achse Köln-Frankfurt wieder auflebt. Wir sind stolz darauf, unseren Kunden hier eine Römersammlung vorlegen zu können, wie sie in dieser Reichhaltigkeit, Erlesenheit und Geschlossenheit seit vielen Jahren nicht mehr auf dem deutschen Markt angeboten worden ist. Zahlreiche der Stücke haben bereits Eingang in die bedeutenden Zitierwerke wie RIC, Strack und Schulte gefunden. Um das Anliegen Hermann-Joseph Lückgers fortzuführen, ge- ben wir eine Liste der in den Hauptwerken bislang nicht erfassten Typen und Varianten bei – nicht zuletzt, um das Miteinander von Forschung und Münzhandel zu stärken. Des Weiteren fügen wir dem Abkürzungsverzeichnis eine Bibliographie zum Werk Hermann-Joseph Lückgers bei, sofern dies seine Schriften zur antiken Numismatik betrifft.
Christoph Raab Dr. Florian Haymann
Herrmann Joseph Lückger was – according to the respective entry in the Deutsche Digitale Bibliothek – a German manufacturer as well as a well-known amateur historian and collector of art. This introduction covers just one aspect of his numerous activities in describing only his remarkable achievements as a collector of ancient Roman coins.
He was born in 1864 into an old and highly-respected family of citizens from Cologne. After school he attended the textile-acade- my at Chemnitz and, in 1892, took over the management of the knitwear-factory Lückger & Co, which was owned by his family already since 1817. He remained the head of this company until his death in 1951. His work at the helm of the flourishing textile company left him enough leisure-time to dedicate himself with much energy to his main hobby, the research and the collecting of objects related to the history of Cologne.
Already his grandfather had been a collector of coins and other small objects and had inspired his grandson to follow him in his steps. By that period the work of Theodor Mommsen had established Numismatics as an independent antiquarian discipline and the architectural changes with the huge building activities in Cologne since the eighties of the 19th century brought to light many remains of the Roman Colonia Claudia Ara Agrippinensium directing the attention of the public as well as of many individual researchers like Lückger to the archeological exploration of the past.
Already as a young man Lückger frequently visited the shops of the coin and antiquity dealers of Cologne in pursuit of interesting historical relics; moreover he constantly examined new building sites in order to identify archeological remains and to obtain a more detailed view of Roman and early medieval structures of his parent city. As documented by the handwritten labels, which often accompany his coins, his main dealer in Cologne was first a certain Mr. Meyer. Later on, during the twenties and thirties of the 20th century, he became a client of the well-known local numismatist Max Kiehn. Here Lückger seems to have had quite often the first choice from the available material, because the coins allegedly acquired at Kiehn’s figure only rarely in the preserved stock lists of this establishment.
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